Gemeinsam sind wir stark!

Das Leitbild der Aidshilfe NRW

Als gemeinsame Grundlage für ihre Arbeit haben die Mitgliedsorganisationen bereits am 17. November 1990 die Essentials der Aidshilfe NRW beschlossen. Diese Essentials von 1990 spiegeln den heutigen gemeinsamen Arbeitsansatz nur zu einem Teil wieder. Die Arbeit der Mitgliedsorganisationen hat sich in den vergangenen Jahren den immer wieder neuen Anforderungen des Themas HIV und Aids stellen müssen. Dadurch hat sich der Arbeitsansatz weiterentwickelt und ausdifferenziert.

Die Aidshilfe NRW hat deshalb im Jahr 2002, um diesen Veränderungen gerecht zu werden, die Entwicklung eines neuen Leitbildes der Organisation erfolgreich abgeschlossen. Das Leitbild wurde in einem Verbandsprozess im Jahr 2012 ebenfalls weiterentwickelt. In seiner aktualisierten Form wurde es durch die Mitgliederversammlung 2012 beschlossen. Kurz und bündig benennt es, welche Themengebiete wir bearbeiten, welche Arbeitsansätze wir verfolgen, und wie wir mit den Partner*innen aus den Bereichen Gesundheit, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zukünftig unsere Zusammenarbeit gestalten wollen. Des Weiteren beinhaltet es, welche Leitgedanken unsere Arbeit prägen, welche Ziele wir verfolgen und welche Qualitäten wir uns zum Maßstab machen.

Nachstehend finden Sie die komplette Fassung unseres Leitbilds. Ferner können Sie sich dieses hier downloaden (PDF-Datei).

  • Als eine Reaktion auf die Aidskrise der 1980er Jahre gründeten sich dem Selbsthilfe-Gedanken folgend landesweit Aidshilfen. Diese schlossen sich 1985 zur Aidshilfe NRW zusammen. Seitdem verstehen wir uns als Forum für Nicht-Regierungs-Organisationen, die im Kontext von HIV und Aids aktiv sind. Der Erfahrungs- und Informationsaustausch sowie die gewachsene Vielfalt an Projekten, Ideen und Meinungen bilden die Grundlage für unser Kompetenznetzwerk.

  • Das zu Beginn der Aidskrise repressive politische Klima, das Ausgrenzung und Diskriminierung möglich machte, prägt bis heute unser gesellschaftspolitisches Profil: Neben Prävention und individueller Hilfe wollen wir gezielt Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen. Wir akzeptieren und stärken vielfältige Lebensweisen und unterschiedliche Lösungskonzepte. Deshalb treten wir mit einer aktiven Minderheiten- und Antidiskriminierungspolitik für die Solidarität mit und Akzeptanz von Menschen mit HIV und Aids sowie von Menschen in HIV-relevanten Lebenslagen ein. Diese gesellschaftspolitischen Forderungen gelten auch für uns und sind der Anspruch an unsere verbandsinterne Zusammenarbeit.

  • Schwule Männer und drogengebrauchende Menschen haben von Anfang an den lebensstilorientierten Arbeitsansatz der Aidshilfe geprägt. Vor diesem Hintergrund richtet sich unsere Arbeit vor allem an Männer, Frauen und Trans*, in deren Leben HIV und Aids eine besondere Relevanz haben, die das öffentliche Gesundheitssystem im Kontext von HIV und Aids nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt und die ihre Auseinandersetzung mit HIV und Aids gemeinsam mit anderen Menschen in unserem Verband führen wollen. Bei der Konzeption und Umsetzung unserer Arbeit beteiligen wir Menschen aus den unterschiedlichen Zielgruppen. Diese Beteiligung stärkt ihre Selbsthilfekompetenz sowie die Bedarfsorientierung und Qualität unserer Projekte.

  • Die Grundlage für unsere Präventionsarbeit bilden die folgenden Aspekte: Die Akzeptanz unterschiedlicher Lebenswelten, die Beachtung geschlechtsspezifischer Unterschiede, der kultursensible Umgang mit unseren Zielgruppen, die transkulturelle Ausrichtung sowie der hohe Stellenwert von Eigenverantwortung und Selbsthilfe. Unsere Arbeit zielt auf die Stärkung der individuellen Handlungskompetenz im Hinblick auf das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden ab. Sie basiert auf dem Konzept der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention, die sich gegenseitig beeinflussen und daher eng vernetzt werden müssen. Im Rahmen der strukturellen Prävention tragen wir dazu bei, die gesellschaftlichen Verhältnisse auszubauen, die ein selbstbestimmtes Handeln der Menschen im Umgang mit HIV, Aids und anderen sexuell übertragbaren Infektionen ermöglichen.

  • Der fachliche Austausch unter den Akteur*innen in unserem Verband ist die Basis für Innovation und Qualitätsentwicklung: Durch die Bündelung von Wissen und Erfahrung nehmen wir frühzeitig Trends wahr, kommunizieren diese und erhalten wichtige Impulse für die Entwicklung neuer Konzepte. Im Verband führen wir die Interessen aller Mitglieder zusammen und vertreten diese auf Landesebene. Wir tragen durch Verhandlungen mit Politik, Gesundheitswesen und Wirtschaft wesentlich zur Finanzierung unserer Mitgliedsorganisationen bei. Die konkrete Arbeit mit und für die Zielgruppen leisten die Mitgliedsorganisationen. Sie nutzen dafür ihre besonderen Kenntnisse der örtlichen Situation. Der Landesverband unterstützt die Zusammenarbeit der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen.

  • Wir führen eine demokratische, konstruktive und transparente Auseinandersetzung. Wir suchen nach tragfähigen Lösungen und fairem Interessenausgleich. Verbandlich abgestimmte Positionen sind anerkannte Leitlinien aller Akteur*innen in unserem Verband. Der kritische Dialog im Inneren bildet die Basis für unsere sozialpolitische Streitbarkeit, Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit nach außen.

  • Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit und kontinuierlichen Dialog mit Gesundheitswesen, Politik und Gesellschaft tragen wir entscheidend dazu bei, die Notwendigkeit einer nachhaltigen und zeitgemäßen Aidshilfearbeit im öffentlichen Bewusstsein zu halten. Wir treten für einen diskriminierungs- und repressionsfreien Umgang von Staat und Gesellschaft mit HIV und Aids ein.

  • Zusammen mit anderen gesundheits- und sozialpolitischen Akteur*innen setzen wir innovative Projekte um und entwickeln bestehende Strukturen weiter. Wir kooperieren auf Grundlage unseres Anspruchs mit dem Netzwerk der Aidshilfen, der freien Wohlfahrtspflege und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst. Unsere Netzwerke bauen wir bedarfsorientiert aus.

  • Die Aidshilfe NRW wird auch zukünftig ihre Rolle als starke gesellschaftspolitische Akteurin wahrnehmen. Angesichts sich verschärfender gesundheits- und sozialpolitischer Rahmenbedingungen positionieren wir uns klar mit den langjährig erworbenen Kompetenzen. Wir entwickeln Lösungsansätze für gesellschaftliche Fragestellungen und bauen diese aus. Gleichzeitig verstehen wir uns weiterhin als zentrale Ansprechpartnerin zu den Themen HIV, Aids und sexuelle Gesundheit. Vor diesem Hintergrund hat die kontinuierliche Weiterentwicklung der Verbandsarbeit auf regionaler, landes-, bundes- und europaweiter Ebene eine zentrale Bedeutung.

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