2023-10-20: 40 Jahre Deutsche Aidshilfe: Mehr als du denkst!

40 Jahre Deutsche Aidshilfe

Die Deutsche Aidshilfe (DAH) feiert seit gestern Abend in Berlin ihren 40. Geburtstag. Der Abend steht unter dem Motto: "40 Jahre Deutsche Aidshilfe. Mehr als du denkst." Damit wird die Vielfalt der Aidshilfearbeit gewürdigt, die in den letzten vier Jahrzehnten entwickelt wurde.

"Was in der Aidskrise als Notfallmaßnahme der Selbsthilfe und politische Notwehr begann, ist heute eine starke Bewegung und ein vielfältiger Fachverband. Aidshilfe ist eine wichtige Säule in der deutschen Präventionslandschaft, setzt sich gegen Diskriminierung und für Menschenrechte ein. Die Kernkompetenz, spezielle Gruppen mit Gesundheitsthemen zu erreichen, kommt heute marginalisierten Menschen und der gesamten Gesellschaft in vielfältiger Weise zugute. Zugleich bricht an vielen Orten die Finanzierung immer weiter ein – das gefährdet die Erfolge der deutschen Prävention mit Blick auf HIV und Aids, andere sexuell übertragbare Infektionen und Hepatitis", sagte Ulf Kristal, Mitglied des Bundesvorstands der DAH.

Wie viele andere regionalen Aidshilfen und Landesverbände gratulieren auch die Aidshilfe NRW und ihre Mitgliedsorganisationen ihrem Bundesverband. "Aidshilfe konnte in Deutschland zur erfolgreichen Marke werden, weil es das gute Miteinander auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene gibt. Starke regionale Aidshilfen stärken ihre Dachverbände und umgekehrt" sagte Arne Kayser, Landesvorsitzender der Aidshilfe NRW. "Wir danken unseren Kolleg*innen, die sich in 40 Jahren in der DAH engagiert haben, und gratulieren herzlich zum Jubiläum. Dass die HIV-Infektionszahlen bei uns so niedrig sind, verdanken wir dem erfolgreichen Modell der Arbeitsteilung staatlicher Stellen und freier Träger sowie der spezifischen Prävention für die besonders betroffenen Gruppen, die aus der Selbsthilfe erwachsen ist", so Kayser.

Und doch: "Obwohl sie durch aktuelle Krisen wie den Krieg in der Ukraine oder jüngst Mpox („Affenpocken“) und eine komplexer werdende Präventionsarbeit immer stärker gefragt sind, haben insbesondere regionale und lokale Aidshilfe-Organisationen sowie andere Einrichtungen im HIV-Bereich teilweise mit massiven Einschnitten zu kämpfen. Auch auf Bundesebene ist die Finanzierung in den letzten Jahren faktisch rückläufig", betont DAH-Vorstand Ulf Kristal. "Erfolge bleiben aber nur erhalten, indem wir weiter das Erfolgreiche tun und dabei nicht nachlassen."

Gegründet wurde die Deutsche Aidshilfe am 23.September 1983 zu Beginn der Aids-Krise in Berlin, um Kranken und Sterbenden zu helfen, Informationen zu beschaffen und weiterzugeben und Stigmatisierung entgegenzutreten. Heute ist sie ein Dachverband mit 115 vielfältigen Mitgliedsorganisationen. Seit 1985 betreibt sie mit staatlicher Förderung Prävention für die am stärksten von HIV betroffenen und bedrohten Gruppen, vertritt die Interessen von Menschen mit HIV und setzt sich in vielfältiger Weise gegen Diskriminierung und für Menschenrechte ein. Ein neuerer Schwerpunkt, der auf die langjährige Erfahrung aufbaut, ist zum Beispiel sexuelle Bildung.

In ihrem Handeln geleitet wird die Deutsche Aidshilfe von dem Wissen und der Erfahrung, dass die Grundlage gelingender Prävention und Gesundheitsvorsorge stets Akzeptanz und Emanzipation sind. Über die Jahrzehnte perfektionierte sie die Fähigkeit, spezielle Zielgruppen zu erreichen und in der Entwicklung aller Maßnahmen einzubeziehen. Heute kommt diese Kompetenz in immer mehr Feldern zum Einsatz, die teilweise über die Prävention von HIV, Hepatitis und Geschlechtskrankheiten weit hinausgehen.

Damit beschäftigen sich heute und morgen zahlreiche Kolleg*innen aus ganz Deutschland auf dem Fachtag "40 Jahre strukturelle Prävention", dem der Aidshilfe-Arbeit in Deutschland zugrundeliegenden Konzept. Hier geht es um die Vergewisserung und die Perspektiven der strukturellen Prävention in den unterschiedlichen Communities der Aidshilfe. Medizinische und gesellschaftliche Diskurse, beispielsweise zu "N=N" (Nicht nachweisbar gleich nicht übertragbar), der Relevanz der Viruslast im beruflichen Kontext und in der Entstigmatisierung, Fragen zu Sexualitäten, Sexueller Gesundheit und Sexueller Bildung, Barrieren im Versorgungssystem und einzelner Positionen werden in Foren und Podien diskutiert und ausgewertet.

Die äußere Jubiläumsfeier fand am gestrigen Abend statt. In diesem Rahmen hat die DAH den Hans-Peter-Hauschild-Preis für besondere Verdienste um die strukturelle Prävention an die AIDS-Hilfe Emsland für ihre Präventions- und Beratungsarbeit für Inhaftierte und Munich Kyiv Queer für ihren Einsatz für Quere Menschen in der Ukraine verliehen. Peter Stuhlmüller, langjähriger stellvertretender Bundesgeschäftsführer derDAH, erhielt die Ehrenmitgliedschaft des Bundesverbands.

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