Die Zwei-Monats-Spritze mit Cabotegravir kann HIV-Infektionen bei Frauen wirksamer verhindern als ein täglich eingenommenes PrEP-Medikament mit Tenfovir und Emtricitabin. Dies zeigt eine Zwischenauswertung der PrEP-Studie 084 des HIV Prevention Trials Network (HPTN 084). "Das ist für Frauen, die von HIV bedroht sind, DIE Meldung des Jahres", sagt Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen Aidshilfe.
Die
Studie HPTN 084 vergleicht die HIV-Prophylaxe per Cabotegravir-Spritze
mit der täglichen Einnahme des PrEP-Medikaments mit den Wirkstoffen
Tenofovir disoproxil (TDF) und Emtricitabin (FTC). An der Studie
nehmen 3.223 Frauen zwischen 18 und 45 Jahren an 20 Standorten in sieben
Ländern Subsahara-Afrikas teil (Botswana, Kenia, Malawi, Südafrika,
eSwatini, Uganda und Simbabwe).
Die eine Hälfte („Arm A“) der
Teilnehmerinnen bekommt alle acht Wochen eine
Cabotegravir/Rilpivirin-Spritze intramuskulär verabreicht und täglich
ein TDF/FTC-Placebo, die andere Hälfte („Arm B“) nimmt täglich eine
TDF/FTC-Tablette ein und bekommt alle acht Wochen eine Placebo-Spritze
ohne Wirkstoff. Laut Zwischenauswertung ist die Depot-Spritze
beim HIV-Schutz rechnerisch um 89 Prozent wirksamer als die täglich
eingenommene PrEP: Im Cabotegravir-Arm der Studie infizierten sich nur
vier Frauen mit HIV, im TDF/FTC-Arm 34. Die Studie wurde deshalb
geöffnet, das heißt, auch die Frauen, die bisher eine Placebo-Spritze
bekamen, bekommen künftig eine Spritze mit Cabotegravir.
Die Partnerstudie HTPN 083 mit cis Männern und trans* Frauen war bereits im Mai 2020 geöffnet worden, weil sich die Depotspritze als wirksamer erwiesen hatte als die tägliche PrEP.
Cabotegravir-Zulassung zur Therapie bald erwartet, bei der HIV-PrEP dürfte es noch dauern. Cabotegravir als Depotspritze und in Tablettenform ist bisher nur in Kanada zur Behandlung der HIV-Infektion zugelassen.
In
Europa hat das zuständige Komitee der Arzneimittelbehörde EMA im
Oktober die Zulassung von langwirksamem Cabotegravir (unter dem Namen
Vocabria) empfohlen. Mit einer Zulassung zur Therapie dürfte bald zu
rechnen sein, die Zulassung zur HIV-Prophylaxe PrEP dürfte noch dauern.
Die
Weltgesundheitsorganisation WHO begrüßt die Ergebnisse. Die
Depot-Spritze erweitere die Auswahlmöglichkeiten bei den
Präventionsmitteln und habe großes Potenzial, weil die erforderliche
Einnahmetreue bei langfristigem Gebrauch leichter zu gewährleisten sei
als bei täglicher Einnahme.
Einige Fragen müssten allerdings noch
geklärt werden, etwa zur Sicherheit und Akzeptanz bei jungen Frauen
unter 18 Jahren, zur Sicherheit in der Schwangerschaft und beim Stillen,
zu logistischen Fragen unter Alltagsbedingungen sowie zu möglichen
Resistenzentwicklungen nach dem Absetzen der Spritzen.
Diese
schwierige Phase des Absetzens einer langwirksamen PrEP wurde in den
Studien bisher nicht abgebildet, da sie ja frühzeitig unterbrochen
wurden.
Um eine Resistenzentwicklung nach Absetzen der
Cabotegravir-PrEP zu verhindern, muss man nach der letzten Spritze noch
ein Jahr lang eine PrEP mit täglicher Tabletteneinnahme durchführen. Die
WHO weist deshalb darauf hin, dass von ihr seit 2015 empfohlene täglich
eingenommene PrEP weiterhin eine hochwirksame Schutzmethode für
Menschen mit "substanziellem HIV-Risiko" ist.
Text: Deutsche Aidshilfe | hs
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